18. Dezember

Advent im Nasssauer Land – 18. Tür

RHEIN-LAHN. (18. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. … Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Johannes 1, 1 + 14

Wir sind eine Kirche des Wortes. Immer wird bei uns gesprochen. Von der

Musik abgesehen, wird bei uns fast nur gesprochen. „Predigt? Ist es das, wo die Pfarrerin gaaanz lange redet?“ fragt die Konfirmandin. Kein Wunder, dass bei den Jugendlichen, deren Körper und Seelen Karussell mit ihnen fahren, die wohl formulierten Worte nicht ankommen.

„Gott spricht, und es geschieht“. „Der Glaube kommt aus der Predigt“. Darauf hoffen wir. Aber dabei vergessen wir leicht: Das gesprochene Wort ist nichts. Es muss mit unserem Leibe gedeckt sein. So wie bei Gott.

Gott redet nicht nur, er geht in Kontakt. Er erschafft auch handwerklich und bläst Lebensatem ein.

Gott wird Fleisch. Sein Wort wird Mensch. Leibhaftig!

Bin ich mein Wort? Die Frage geht für mich über das hinaus, was wir Authentizität nennen.

Bin ich, was ich sage, oder spricht in dem Moment eine andere?

Sind die Worte in mir Leib, bewegen, beleben sie auch mich? Oder bewegt sich mein Sprechapparat?

Ich will nicht eine gute Präsenz für den Gottesdienst einüben, ich will präsent sein.

Dass Gottes Wort nicht in meinem Wort aufgeht, dass er unendlich „größer ist als alle unsere Vernunft“, entlässt uns nicht aus der Verantwortung.

Dekanin Renate Weigel

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