Wenn Hamsterkäufe für leere Regale sorgen…
RHEIN-LAHN. (14. März 2020) Ein Phänomen, das seit zwei Wochen die Runde macht: Hamsterkäufe. Dabei verwundert vor allem, mit was sich die Deutschen eindecken. Während es in Frankreich sozialen Netzwerken zufolge vor allem Rotwein und Kondome sein sollen, die dort gebunkert werden, horten die Deutschen derzeit Nudeln und Klopapier. Unsere Autorin Trudi stand jetzt auch vor leeren Regalen und zeigt sich in der folgenden Glosse erfinderisch:
Es ist Samstagvormittag als ich feststelle, dass wir kein Toilettenpapier haben. Auch nicht auf Vorrat. Das kann vorkommen. Ich sehe kein Problem. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat gesagt, es werde keinen Engpass beim Toilettenpapier geben. Ich verlasse mich auf Sie. Wir brauchen auch noch Linsen und Pulver für die Spülmaschine.
Also fahre ich einkaufen. Mir begegnet auf dem Weg zum nahegelegenen Einkaufsort ein einziges Auto. Das Städtchen kommt mir auch weit weniger emsig vor als sonst. Es wird nicht schwer sein, Abstände einzuhalten. Ich habe eine gute Zeit erwischt. Im ersten Laden muss ich feststellen, dass es keine Linsen mehr gibt, auch keinen Reis. (Toilettenpapier wird hier nicht geführt.) Ich ergattere ein einsames Päckchen Hirse, das aus irgendeinem Grund liegengelassen wurde.
Im zweiten Laden gibt es ebenfalls keine Linsen und erst recht kein Toilettenpapier. Ich frage nach Hefe, trocken oder frisch; gerne würde ich ein Brotrezept ausprobieren. Jetzt hat man ja schon mal Zeit. „Wir haben schon lange keine Hefe mehr.“ Sagt mir die Verkäuferin. „Und wenn ich eine Lieferung bekomme, schmilzt sie mir aus der Hand, bevor ich sie einräumen kann.“ Ich sehe ein Bild vor Augen für die kommenden Wochen: Berge von Toilettenpapier schmelzen weg, bevor ich sie erreiche.
Auch der dritte Laden hat kein Toilettenpapier. Eine Kundin trägt die letzten Pakete Küchenrolle auf dem Arm. „Halt!“ möchte ich rufen. „Das löst sich doch nicht auf! Sie werden Ihr Klo verstopfen!“
Aber ich lasse es bleiben. Niemand will belehrt werden, auch nicht in Zeiten von Corona.
Weil ich auch kein Pulver für die Spülmaschine finde, kaufe ich Waschpulver. Man wird noch verrückt.
Auf der Fahrt nach Hause fällt mir Indien ein. Die Menschen dort lehnen das Verwenden von Papier nach dem Toilettengang als unhygienisch ab. Sie waschen sich. Auf Reisen in Indien brauche ich immer eine Weile, bis ich den Trick mit dem Waschen wieder raushabe, ohne jedes Mal patschnass vom Klo zu kommen. Dann geht es gut.
Ihr lieben Klopapierbesitzer, ich hoffe, Euer Klopapier macht Euch glücklich! Sonst hätte es sich nicht gelohnt. Ich werde jedenfalls ohne Klopapier überleben! Indisch!
Die Linsen sind jetzt auch vom Speiseplan gestrichen. Kochen wir halt irgendwas mit Hirse. Brot kann man kaufen. Ich werde ein paar Kekse backen, Backpulver gibt es noch. Und überhaupt! Ich will mir meine gute Laune nicht nehmen lassen!
Vielleicht frage ich auch meine Tochter. Die hatten neulich viel Toilettenpapier. Sie könnte mir doch…
(Auskunft meiner Tochter: Es gibt „Poduschen“ für unterwegs. Genial! Man braucht nie wieder Klopapier.)
Trudi
