
Gespannt und voller Neugier startete die Gruppe junger Erwachsener zu Gleichaltrigen nach Mabira in Tansania. Genau vor zehn Jahren wurde die Jugendpartnerschaft zwischen dem Dekanat Nassauer Land und dem evangelisch-lutherischen Distrikt gegründet. Bernd-Chr. Matern
Austausch des evangelischen Dekanats Nassauer Land mit Partnerdistrikt Mabira wird fortgesetzt
FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (25. Juli 2023) Am Montag sind zwölf junge Menschen aus dem evangelischen Dekanat Nassauer Land zu einem Besuch des evangelisch-lutherischen Partnerdistrikts Mabira gestartet. Drei Wochen lang werden sie den Alltag Gleichaltriger, deren Freuden und Sorgen, in der 6000 Kilometer Luftlinie entfernten Region im Nordosten Tansanias kennen lernen.
„Ich freue mich sowohl auf den christlichen als auch den interkulturellen Austausch“, formuliert der 18-jährige Romero Hocke aus der Kirchengemeinde Klingelbach seine Erwartungen an die Reise. Er hoffe, dem „Riesenmysterium“, das man oft mit dem Kontinent Afrika verbindet, etwas näher zu kommen und die gesellschaftliche Verantwortung, die aus einem Luxus heraus gepredigt werde, einmal aus umgekehrter Perspektive wahrzunehmen. Ähnlich geht es Lisa Maxeiner aus Diez, die an dem bevorstehenden Austausch schätzt, dass es nicht ums Sightseeing geht, sondern um den direkten Kontakt mit der Bevölkerung. „Ich bin sehr gespannt“, sagt die 21-jährige Studentin der Bio-Wissenschaft nach dem Check-In am Frankfurter Flughafen. Von dort geht es in der etwa 20-stündigen Reise über Kairo nach Entebbe und von dort mit dem Bus nach Mabira.
Neben Gastgeschenken finden sich in den prall gefüllten Koffern auch Gehilfen und Prothesen für Kinder mit einer Behinderung, die mit ihren Eltern von einem neuen Projekt des Arbeitskreises Nassau-Mabira unterstützt und aus ihrem Schattendasein befreit werden sollen. Die aus Geisig stammende Celine Cirotzki, die selbst in einer Einrichtung für Menschen mit einer Behinderung arbeitet, will sie den Familien übergeben, die an dem von Sabine Menze initiierten neuen Projekt teilnehmen. Die 26-Jährige ist sehr reiseerfahren; nach einem Auslandsjahr in Australien und Erfahrungen in Südostasien freut sie sich nun auf die drei Wochen Tansania, sammelt sie doch am liebsten ihre eigenen Erfahrungen, was andere Kulturen anbelangt, um neugierig, offen und unvoreingenommen den Blick in die Welt zu weiten.
Geleitet wird die Gruppe aus dem Rhein-Lahn-Kreis von Katharina Matern und David Metzmacher. Die Beiden waren 2013 erstmals nach Mabira gereist, als dort die Jugend-Partnerschaft gegründet wurde. Von Besuch zu Besuch habe sich viel verändert, erzählt Matern, auch durch die unterschiedlichsten Projekte, die vom Arbeitskreis Nassau-Mabira in den vergangenen zehn Jahren verwirklicht wurden: der Ausbau des Stromnetzes, der Straßen und vor allem die in Mabira errichteten Wassertanks, die lange Wege ersetzen, um an halbwegs sauberes Trinkwasser zu gelangen. Am beeindruckendsten fand sie während ihrer drei bisherigen Besuche die große Gastfreundschaft, die ihnen dort begegnete. Und auf diese sowie das Wiedersehen mit Freunden freuen sich die Beiden auch während des jetzigen Aufenthalts. „So eine Reise kann die Probleme in Deutschland mal in Relation setzen und dazu beitragen, die eigene Lebenswelt wertzuschätzen“, sagt Metzmacher und wünscht das auch den Mitreisenden. „Das waren Eindrücke, die für ein ganzes Leben prägen“, so der 29-Jährige. Sein erster Aufenthalt in Mabira habe ihn regelrecht wachgerüttelt, dass es nicht nur Deutschland und Europa gibt und dass man als reiches Land auch Verantwortung gegenüber weniger privilegierten Menschen auf der Welt hat.
Schon am Sonntagvormittag wurden die jungen Reisenden und ihre beiden Betreuer während eines Entsendegottesdienstes in Friedrichssegen mit guten Wünschen und Gottes Segen von der Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller verabschiedet. Dietmar Menze erinnerte im Namen des Arbeitskreises an die Bedeutung der Jugend-Begegnungen diesseits und jenseits des Äquators in der mehr als 40 Jahre währenden Partnerschaft. Und er wies in der Friedenskirche auf die laufenden Projekte hin, mit denen unter anderem die Wasserversorgung verbessert wird, junge Menschen eine Handwerks-Ausbildung erhalten, Frauen in der Selbständigkeit bestärkt werden und jetzt auch Kindern mit Behinderungen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden soll. Die jungen Frauen und Männer aus dem Dekanat erwarten darüber hinaus „Gottesdienste, wie ihr sie noch nie erlebt habt“, und es soll wieder ein ganzes Haus gebaut werden. Schon 2017 krönte der Bau eines Pfarrhauses den jüngsten Aufenthalt junger Leute aus dem Rhein-Lahn-Kreis in Mabira. Bernd-Christoph Matern
HINTERGRUND
Seit 1981 besteht zwischen dem Kirchendistrikt Mabira im Nordwesten von Tansania eine offizielle Partnerschaft mit dem evangelischen Dekanat Nassau, die 2016 ins neue Dekanat Nassauer Land überging. Ihre Anfänge liegen noch weiter zurück: Im einstigen Gemeindepfarrer der Kirchengemeinde Frücht, dem verstorbenen Pfarrer Rolf R. Stahl, Begründer und Motor der Partnerschaft, wuchs bereits während eines Dekanatskirchentages 1965 der Wille zur Kontaktpflege mit den Christen in Afrika. Alle zwei Jahre besuchen sich Delegationen aus Dekanat und Distrikt gegenseitig. Durch die vor zehn Jahren gegründete Jugend-Partnerschaft wird der Austausch ebenfalls durch wechselseitige Besuche im Zwei-Jahres-Rhythmus gefestigt. (cm)
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Gespannt und voller Neugier startete die Gruppe junger Erwachsener zu Gleichaltrigen nach Mabira in Tansania. Genau vor zehn Jahren wurde die Jugendpartnerschaft zwischen dem Dekanat Nassauer Land und dem evangelisch-lutherischen Distrikt gegründet. Foto: Bernd-Christoph Matern
