RHEIN-LAHN/KAUB. Vom 26. bis 28. Mai (Pfingsten) wird das Großereignis der „Kauber Blüchertage“ das obere Mittelrheintal in Atem halten. In Erinnerung an den spektakulären Rheinübergang der schlesischen Armee unter Führung des preußischen Feldmarschalls Blücher in der Sylvesternacht 1813/1814 werden in der Stadt Kaub unter Beteiligung zahlreicher Gruppen aus Nah und Fern historisierende Aufführungen stattfinden. Die beiden Kauber Kirchengemeinden möchten sich am Rahmenprogramm der Blüchertage beteiligen, indem sie zu einer Auseinandersetzung mit militärischer Gewalt und möglichen Alternativen anregen.
Für die Kirchengemeinden steht fest: Blüchers Rheinübergang mag strategisch und logistisch eine Meisterleistung gewesen sein – zu dauerhaftem Frieden und zur Verbrüderung der beiden verfeindeten Nationen Frankreich und Deutschland haben die Befreiungskriege jedoch nicht geführt. Solches geschah erst durch Versöhnungsakte auf den unterschiedlichsten Ebenen, angefangen mit der Freundschaft zwischen Adenauer und de Gaulle, über den Schüleraustausch, Partnerstädte sowie wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass von Kriegen und jeder Form gewaltsamer Auseinandersetzung keine Konfliktbewältigung von nachhaltiger Wirkung ausgehen können“, so Gemeindepfarrer Urs Michalke. Deshalb wollen die Kirchengemeinden auf die mediativen Möglichkeiten des zivilen Friedensdienstes aufmerksam machen und allen Interessierten die Arbeit von qualifizierten „Friedensfachkräften“ nahe bringen. Nach wie vor weitgehend unbekannt sei die Tatsache, dass seit Ende der 90er Jahre in Deutschland mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe zivile Konfliktbearbeiterinnen ausgebildet werden, die – in Krisenregionen eingesetzt – zwischen Angehörigen verfeindeter Gruppen vermittelnd tätig sind und ihren Beitrag zur Prävention gewaltsamer Auseinandersetzungen leisten.
Die Kirchengemeinden wollen durch zweierlei Aktionen auf die Möglichkeiten der zivilen Konflikttransformation aufmerksam machen: durch einen Vortragsabend am 11. Mai um 19.30h im Kauber Bürgerhaus. Kees Wiebering, eine aus dem Kosovo zurückgekehrte „Friedensfachkraft“ wird von seinem Einsatz in Prizren berichten. Im Anschluss an den mediengestützten Vortrag soll es reichlich Gelegenheit zur Diskussion geben. Die Besucher werden sich anhand von ausliegenden Printmedien weiter gehend informieren können.
Außerdem durch die Installation der Wanderausstellung „Frieden braucht Fachleute. Alternativen zur Gewalt“ im Kurfürstlichen Amtshaus am Kauber Zollplatz vom Dienstag, 22. Mai bis Montag, 28. Mai. Die Ausstellung wurde vor fünf Jahren mit Bundesmitteln konzipiert und war zuletzt im Rhein-Main-Gebiet zu sehen – eröffnet von Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die Ausstellung zeigt auf eindrückliche Weise, wie durch den Einsatz von qualifizierten „Friedensfachkräften“ auch scheinbar unlösbare Konflikte zwischen ethnischen Gruppen bearbeitet werden können. Einen kleinen Vorgeschmack liefert die offizielle Webseite zur Ausstellung http://www.gewalt-loest-keine-konflikte.de. Die Ausstellung wird vom 25. bis 28. Mai von 13 bis 19 Uhr geöffnet sein, weitere Öffnungszeiten sind unter 06774/918592 zu erfahren. Der Eintritt ist frei. Gruppen – insbesondere Schulklassen – sind herzlich willkommen. Eine pädagogische Begleitung der Besichtigung wird auf Anfrage angeboten.
Eine geistliche Rahmung erfährt die Beteiligung der beiden Kirchengemeinden an den Blüchertagen durch den am Pfingstsonntag um 11 Uhr stattfindenden ökumenischen Gottesdienst auf dem Kauber Kirchplatz, der schon frühzeitig Eingang in das Festprogramm der „Kauber Blüchertage“ fand. Hierzu sind alle Bürger und Gäste der Stadt Kaub herzlich eingeladen. Zu weiteren Rückfragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch zur Verfügung: Pfarrvikar Urs Michalke, Telefon 06774/219 oder Pfarrer Karl-Heinz Königstein, Telefon 06771/94000.
