Behinderte malen: Farbe dr?ckt faszinierend Freude aus

thumb_1behindmalenRHEIN-LAHN/SINGHOFEN. „Behinderte Menschen malen“ heißt der vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung herausgegebene Jahreskalender 2007. Die Blätter wurden im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt. Weil dabei inklusive Titelblatt aber nur 13 Gemälde berücksichtigt werden, macht das Amt seit einigen Jahren mit einer Ausstellung auch die anderen Werke einem breiten Publikum zugänglich. Diese ist jetzt in Singhofen zu sehen.

Mehr als 100 Werke umfasst die Wanderausstellung, die noch bis zum 7. Juni in der Zweigstelle der Werkstätten für Behinderte der Heime Scheuern in Singhofen zu sehen ist. Dort finden sich Gemälde aus den etwa 30 Behinderteneinrichtungen des gesamten Landes Rheinland-Pfalz. Unterschiedlichste Motive zieren die Wände, Gegenständliches wie Abstraktes – gemeinsam ist den Werken ihre frische Farb- und Ausdruckskraft.

„Dass Menschen mit einer Behinderung künstlerisch eigenständige Leistungen zu erbringen im Stande sind, wurde erstmals vor 100 Jahren wahrgenommen“, informierte der Direktor der Heime Scheuern, Pfarrer Eckhard Bahlmann zur Eröffnung der Ausstellung. Nach der nationalsozialistischen Herrschaft, in der auch diese Werke als „entartete Kunst“ zerstört wurden, habe es bis Ende der 1960er Jahre gedauert, bis die künstlerischen Fähigkeiten Behinderter wieder Beachtung fanden. „Der Verwahr- wich dem Fördergedanken, aus der Beschäftigungstherapie entwickelte sich eine therapeutische Arbeit.“ Der Kalender des Landesamtes trage dazu bei, dass die Talente immer wieder wahrgenommen werden und sei ein wichtiger Baustein für die Integration von Menschen mit einer Behinderung in die Gesellschaft.

thumb_1behindmalen2„Hier wurde nicht einfach etwas hingemalt, sondern es handelt sich um ernst zu nehmende Bilder“, erklärte Werner Keggenhoff, Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz, das den Kalender-Wettbewerb bereits zum 26. Mal ausgeschrieben hatte. Den Heimen Scheuern, die sich immer wieder erfolgreich am Wettbewerb beteiligen, seien diesmal gleich zwei Volltreffer gelungen. So schmückt ein Gemälde von René Turowski die Programmkarten sämtlicher Ausstellungseröffnungen im Land, und ein Bild von Edeltraud Spinnler ziert den Kalender im Monat November. Keggenhoff unterstrich die faszinierende Farbigkeit und Freude, die in den Kunstwerken stecke. „Das sind aufmunternd und positiv stimmende Bilder.“

Landrat Günter Kern zeigte sich dankbar, dass den Menschen in den Einrichtungen mit Kalender und Ausstellung eine Bühne für ihr Können gegeben werde. Freudig stimme ihn, dass die Werke jetzt auch im Rhein-Lahn-Kreis zu sehen sind. „Und stolz dürfen wir sein, dass zwei Werke aus unserer Region Beachtung gefunden haben.“ Das spreche einmal mehr auch für die Arbeit der Heime Scheuern, die auch in Musik und Sport erstaunliche Leistungen hervorbringe. Ihm sei bewusst, welche Höchstleistungen hinter den Bildern stecke, die Betrachtern, Künstlern und Betreuern gleichermaßen Freude schenken, sagte Günter Salzig, Bezirksgeschäftsführer der AOK, die sich sowohl finanziell am Kalender beteiligt als auch für dessen Vertrieb in all ihren Geschäftsstellen sorgt.

Für die passende musikalische Umrahmung in dem zur Galerie verwandelten Foyer der Singhofener Werkstätten sorgten Hendrike Steinebach und Christopher Wasmuth an Geige und Klavier. Die Ausstellung ist zu den Arbeitszeiten der Werkstätten, montags bis donnerstags, 8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 14.30 Uhr zu sehen. (bcm)

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