Ein Jahr zwischen praktischer Hilfe und Hoffen

Kirchengemeinden im Rhein-Lahn-Kreis bieten Friedensandachten auf Plätzen und in Gotteshäusern

 RHEIN-LAHN. (16. Februar 2023) Am Freitag, 24. Februar jährt sich der Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Viele Kirchengemeinden im Rhein-Lahn-Kreis nehmen das zum Anlass, an diesem Tag mit Andachten in Kirchen und auf öffentlichen Plätzen an das verheerende Leid zu erinnern, das der Krieg zigtausend Menschen antut und bitten um Frieden. Für die Christen im Rhein-lahn-Kreis war es vor allem ein Jahr der unermüdlichen praktischen Nächstenliebe und Hilfe und der Hoffnung auf Frieden.

Sowohl die evangelische Kirche in Deutschland als auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Volker Jung hatten zu Friedensgebeten aufgerufen. „Anlässlich des Jahrestages des Kriegsbeginns bitte ich Sie, der Menschen in der Ukraine besonders zu gedenken und für die Opfer des Krieges und für Frieden zu beten“, schrieb Jung an die mehr als 1000 Gemeinden der EKHN. Der „völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine“ habe tausende Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben, so Jung. Politische Grundüberzeugungen seien angesichts des Krieges binnen Tagen gekippt, friedensethische Positionen in Frage gestellt worden. Jung: „Es ist eine bedrückende Situation, die zutiefst erschüttert und verunsichert. In Friedensgebeten und Gottesdiensten wurde und wird dem immer wieder Sprache und Raum gegeben.“

Jung würdigte zugleich die Arbeit vieler Kirchengemeinden in den zurückliegenden Monaten, die sich für geflüchtete Menschen in großem Maße auch im Rhein-Lahn-Kreis engagiert haben und dies noch tun. Jung: „Sie haben Hilfesuchende gastfreundlich aufgenommen. Sie haben für die Menschen in der Ukraine Spendenaktionen organisiert oder diejenigen in unserem Land unterstützt, die durch die Kriegsfolgen existenziell unter Druck geraten sind.“

In allen Regionen von Diez über Aar und Lahn bis zum Rhein wurden neben Gebeten und wöchentlichen Mahnwachen wie immer noch in Bad Ems mit viel ehrenamtlichem Engagement ganz konkrete Hilfen angeboten, um die Geflüchteten und oftmals traumatisierten Kinder und Frauen zu unterstützen. Kontaktforen, Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen, die Sammlung von Sachspenden und Sprachkurse wurden etwa initiiert, Wohnraum und finanzielle Hilfe bereitgestellt. Die Hilfsbereitschaft auch in Kooperation mit anderen regionalen Institutionen ist ungebrochen groß.

Krieg sorgt Kinder und Jugendliche

Aber auch in Gemeindegruppen und in der Kinder- und Jugendarbeit des Dekanats Nassauer Land wird der Krieg seit einem Jahr thematisiert. „Viele Ängste und Sorgen kamen bei uns zur Sprache“, berichtet Ailina Neumann vom Jugendhaus in Hahnstätten. Die Kinder und Jugendlichen seien zum Beispiel in der Schule mit Gleichaltrigen aus der Ukraine in Kontakt gekommen. „Dürfen wir überhaupt noch spielen?“, „Wie können wir helfen?“ oder „Was ist, wenn das auch bei uns passiert?“, seien Fragen, die die zehn- bis 18-ährigen Besucher der Einrichtung an der Aar bewegen. Behutsam und mit kind- und jugendgerechten Arbeitshilfen oder im persönlichen Gespräch wurden sie seit dem 24. Februar 2022 im Jugendhaus aufgegriffen.  

Das Leid in der Ukraine und die Aufnahme von Flüchtlingen beschäftigt ebenso Konfirmanden und Konfirmandinnen in den evangelischen Kirchengemeinden. „Wir haben überlegt, was Krieg bedeutet und wie Friede werden kann“, berichtet beispielsweise Gemeindepfarrerin Janina Franz aus St. Goarshausen. Ihre Konfigruppe wird die Friedensandacht in der Loreleystadt zum Jahrestag gestalten.

Hier eine Auswahl meist halbstündiger Friedensandachten, die von den Kirchengemeinden im evangelischen Dekanat Nassauer Land am Freitag, 24. Februar angeboten werden:

In der evangelischen Kirche von St. Goarshausen und ebenso in der von Bornich gestalten die Konfi-Gruppen jeweils um 18 Uhr eine Friedensandacht zum Jahrestag des Kriegsbeginns. Zu einer ökumenischen Friedensandacht lädt die evangelische Kirchengemeinde Nassau um 18.30 Uhr in die Johanniskirche ein.

Auf dem Dorfplatz von Hahnstätten wird es um 18 Uhr ein zweisprachiges ökumenisches Friedensgebet geben. „Hoffnung säen“ ist auch das Motto eines Friedensgebetes um 18.30 Uhr in der evangelischen Kirche von Flacht. Der Kriegsopfer gedacht und um Frieden gebetet wird ebenso um 18 Uhr in Oberneisen im Gemeindehaus.

Die christlichen Gemeinden in Diez laden von 16 bis 16.30 Uhr auf den Marktplatz ein, um dort im Singen und Beten ein Zeichen für den Frieden zu setzen und Hoffnung zu säen. (vr/bcm)

Online-Gebet mit Pröpstin am Freitagabend via YouTube
Außerdem gibt es um 19.30 Uhr ein Online-Gebet, an dem sich prominente Kirchenvertreterinnen beteiligen; es wird über den YouTube-Kanal von „Deutschland betet“ gestreamt. Dabei beten auch Menschen aus Russland und der Ukraine gemeinsam für den Frieden. Das Gebet wird geleitet von Henriette Crüwell, Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, sowie von Schwester Vernita der katholischen Schönstatt-Bewegung. Zudem werden der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie weitere kirchlich Vertreter zu Wort kommen und ein ukrainischer Chor mitwirken.

Zu den Fotos:
In vielen Kirchengemeinden erinnern auch ein Jahr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine Kerzen an das Schicksal der Menschen und stehen für die Hoffnung auf ein Ende der Waffengewalt und Frieden. Collage/Foto: Bernd-Christoph Matern

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