Evangelische Kirche in Düsseldorf startet Kampagne zur Aufklärung über Kirchensteuer-Verwendung

Grafik: becrima
DÜSSELDORF/RHEIN-LAHN. (4. Juli 2022) Im vergangenen Monat hat die katholische Kirche in Deutschland ihre Mitglieder- und Austrittszahlen fürs Jahr 2021 veröffentlicht. Kein Jahr zuvor kehrten so viele katholische Christen ihrer Kirche den Rücken. Hauptgrund scheinen unglaubliche Verfehlungen hauptamtlicher Geistlicher in der katholischen Kirche und der Umgang damit. Dass im Zuge dieser Austrittswelle auch evangelische Kirchenmitglieder in höherem Maße als gewohnt die Institution Evangelische Kirche verlassen, mag zwar unlogisch sein. Unterm Strich bietet es aber eine gesellschaftlich „anerkannt“ gute Möglichkeit, Geld zu sparen. Angesichts steigender Verbraucherpreise scheint auch dies verständlich, auch wenn sehr viele aller evangelischen Kirchenmitglieder aufgrund ihres für deutsche Verhältnisse vergleichsweise geringen Einkommens von der Kirchensteuer befreit sind. Und obwohl die Austrittszahlen im evangelischen Dekanat Nassauer Land deutlich weniger dramatisch sind, lohnt auch hier ein Klick auf eine Kampagne der evangelischen Kirche in Düsseldorf mit dem Titel „Kirchenaustritt? – Überleg noch mal!“.
Diese macht deutlich: Ein Kirchenaustritt, beziehungsweise eine damit verbundene niedrigere Kirchensteuer schränkt vor allem das Engagement vor Ort ein, wie etwa dem von Millionen Ehrenamtlichen, die sich nicht nur als demokratisch gewählte Vertreterinnen und Vertreter in Kirchenvorständen für die Gesellschaft und Allgemeinheit engagieren, sondern auch außerhalb der verfassten Kirche(n) in ihrer Nachbarschaft und den Regionen, in denen sie leben. Welche Konsequenzen ein Kirchenastritt hat, darüber hat der Kirchenkreis Düsseldorf neun Erklär-Videos produziert, die weitgehend auch fürs evangelische Dekanat Nassauer Land gelten. Anschauen lohnt zumindest für jene Menschen, die über einen Austritt nachdenken, aber gar nicht wissen, was mit ihrer Kirchensteuer alles finanziert wird.
Im Herbst des vergangenen Jahres präsentierten die Kirchenkreise Düsseldorf und Jülich ein Bürgergutachten, in dem zufällig ausgewählte Mitglieder der Evangelischen Kirche und Bürgerinnen und Bürger der Stadtgesellschaft im Alter zwischen 14 und 81 Jahren ihre Sicht auf die Evangelische Kirche und ihre Erwartungen, zusammengefasst waren. Eine für die katholische Kirche kaum vorstellbare Fragestellung wollte die Evangelische Kirche beantwortet wissen: „Werden wir überhaupt noch gebraucht?“. Die Antwort lautete in Kurzform „ja, aber predigt weniger und handelt mehr“.
Unter dem Hashtag #evangelischfürdich werden gute Gründe aufgezeigt, in der Kirche zu bleiben; der Erhalt von evangelischen Kindertagesstätten ist nur einer davon.
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Vielen Menschen ist nicht bewusst, was mit ihrer Kirchensteuer alles finanziert wird. Die Grafik zeigt nur wenige Beispiele. Dazu zählen etwa im Rhein-Lahn-Kreis 32 Kindertagesstätten, in deren Betrieb jedes Jahr allein in der hessen-nassauischen Kirche insgesamt rund 40 Millionen Euro fließen. Auch Projekte zum Miteinander von Alt und Jung, Kirchenmusik, Seelsorge (Auge in Auge oder per Telefon), Tafeln, ambulante wie stationäre Pflege, Angebote, die Gemeinschaft unterstützen, Veranstaltungen, die Trost und Hoffnung schenken, Entwicklungshilfe und viele andere soziale Projekte würde es in Deutschland und im Rhein-Lahn-Kreis ohne Kirchensteuer nicht im gewohnten Umfang geben, es sei denn der Staat würde sie finanzieren. Allein im Rhein-Lahn-Kreis sind mehr als 5000 Menschen in den Kirchengemeinden ehrenamtlich engagiert. Grafik: Matern
