
In vier Bereichen Antworten auf gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen suchen
FRANKFURTRHEIN-LAHN. (30. Oktober 2019 Der 3. Ökumenische Kirchentag (OEKT) 2021 in Frankfurt am Main steht von nun an unter dem Leitwort „schaut hin“ (Markus 6, Vers 38). Die Präsidentin und der Präsident des OEKT 2021 Bettina Limperg und Thomas Sternberg gaben dies gemeinsam mit Bischof Georg Bätzing vom gastgebenden Bistum Limburg sowie Kirchenpräsident Volker Jung von der gastgebenden Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bekannt.
Das Gemeinsame Präsidium des Ökumenischen Kirchentages hatte sich intensiv über den Grundgedanken des kommenden Großereignisses beraten und sich anschließend für dieses Bibelwort entschieden. Es wird nun inhaltlich richtungsweisend für die weiteren Planungen sein. Präsidentin Bettina Limperg hält fest: „Schaut’ ist ein Appell – an uns alle. Schauen ist mehr als sehen. Schauen nimmt wahr und geht nicht vorbei. Schauen bleibt stehen und übernimmt Verantwortung. Aktiv Verantwortung zu übernehmen, ist unser Auftrag als Christinnen und Christen“. Es sei der gemeinsame Auftrag als Geschwister im Glauben an den Gott, der hinschaut.
Dieses Hinschauen werde in den vier Hauptthemenbereichen, die sich der 3. ÖKT vorgenommen hat, zunächst ein sehr genaues Wahrnehmen sein. „Was sehen wir, wenn wir 1. auf Glaube, Spiritualität und Kirche im 21. Jahrhundert schauen? Wenn wir 2. auf Perspektiven des Zusammenlebens schauen? Wenn wir 3. auf Klimawandel, Schöpfung bewahren, Internationale Verantwortung schauen? Wenn wir 4. auf Herrschaft, Macht und Kapital schauen?“
In allen Themen gehe es auch um Gerechtigkeitsfragen: Schutz, Teilhabe, Verteilung von Gütern, Verteilung von Rechten. „Diese Gerechtigkeitsfragen sind immer auch Fragen von Verantwortung. ‘schaut hin’ ist auch die Anfrage: Was übersehen wir? Wovor verschließen wir die Augen? Wo schauen wir weg?”. so Limperg. ‘schaut’ sei kleingeschrieben. „Denn es ist mehr als ein Appell. Denn zu allererst schaut Gott hin. Das ist unsere Verheißung, aus der wir Mut, Kraft, Zuversicht und Hoffnung schöpfen.“
Präsident Thomas Sternberg betont: „Mit dem Leitwort wollen wir die Botschaft setzen: „Wir schauen nicht weg’. Wir nehmen die Sorgen und Bedrängnisse der Menschen ernst. Wir tun das in der Gewissheit, dass Gott nicht wegschaut. Das Leitwort fordert auf, hinzuschauen. Ein solches Schauen ist mehr als ein bloßes Sehen“. Handeln beginne mit Wahrnehmen von Leid und Sorge, von Schönheit und Glück. „In diesem Sinne wollen wir beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt in die Welt, auf die Sorgen und Ängste der Menschen schauen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Dabei gehe es nicht nur um den Blick auf die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Mehr denn je fühlten sich die Menschen in ihrer ganz persönlichen Situation unverstanden und allein gelassen. Der Ökumenische Kirchentag wolle mit seinem Leitwort die Menschen zu mehr Sensibilität für die Welt in ihren zahlreichen Dimensionen herausfordern. „Dabei wird es im Geiste des Evangeliums besonders darum gehen, Anwalt zu sein für die Armen und Bedrängten.”
Mit besonderer Vorfreude wurde das Leitwort innerhalb der gastgebenden Kirchen erwartet und kann nun dazu beitragen, die zahlreichen Ideen und Visionen konkreter werden zu lassen. „In Frankfurt zeigten sich gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen wie in einem Brennglas”, erklärte Kirchenpräsident Jung, „Armut, Reichtum, Migration, Wohnungsnot, Mobilität, Finanz- und Wirtschaftsfragen, Ökologie, Digitalisierung und vieles mehr”, seien dort Themen. Frankfurt beweist aber auch, wie Menschen diesen Herausforderungen begegneten. In der Stadt sei ein „friedliches Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen, Integration und die ökumenische Zusammenarbeit selbstverständlich“.
Für den Bischof von Limburg Georg Bätzing ist das Leitwort eine Einladung zu einem vertieften Blick auf die Lebenswirklichkeit der Menschen, auf die Gesellschaft und auf die Welt. „Wer sich auf diesen vertieften Blick einlässt und wirklich hinschaut, ist bereit, sich zu verändern, neue Erkenntnisse zu gewinnen und sich anrühren zu lassen. Daraus können dann Perspektiven entwickelt werden”, so der Bischof. Wer hinschaue, sehe mehr und könne komplexe Zusammenhänge, die es heute in Gesellschaft und Kirche gebe, besser verstehen und verantwortlich Position beziehen. Es brauche daher Bereitschaft zum Diskurs und die Offenheit von anderen zu lernen. Dafür soll beim dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt genügend Raum sein.
Über den Ökumenischen Kirchentag
Der 3. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt am Main statt. Um ein Fest des Glaubens zu feiern und über die Fragen der Zeit nachzudenken und zu diskutieren, werden über 100.000 Teilnehmende jeden Alters, unterschiedlicher Religionen und Herkunft erwartet. Nach 2003 in Berlin und 2010 in München findet der Ökumenische Kirchentag 2021 zum dritten Mal statt
Zum Foto:
Stellten in Frankfurt gemeinsam das Leitwort zum 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt vor (von rechts): Kirchentagspräsidentin Bettina Limperg, Kirchenpräsident Volker Jung, Bischof Georg Bätzing und Kirchentagspräsident Thomas Sternberg. Foto: OEKT/JR
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