Marc Chagall lebt in Miehlen auf

Lithographien übersetzen farbreich biblische Geschichten

Chagall-Ausstellung1MIEHLEN. (21.November) „Solange wir das Leben haben, sollen wir es mit den uns eigenen Farben der Liebe und Hoffnung malen.” Zu diesem Satz von Marc Chagall bietet die evangelische Kirchengemeinde Miehlen in dieser Woche reichlich Anschauungsmaterial. 70 Original-Lithographien und Kunstdrucke aus dem Werk des russischen Künstlers sind bis Sonntag, 26. November, im evangelischen Gemeindehaus zu sehen. Am Montagabend wurde die Ausstellung eröffnet.

In etwa einem Drittel seiner Werke hat Chagall biblische Erzählungen illustriert. 1956 setzt er das Alte Testament in 105 Radierungen und 48 Lithographien um. Ein Großteil dieser Werke von der Schöpfungsgeschichte und der Vertreibung aus dem Paradies über Abraham, die Erzählungen über Hiob, Jakob, David bis zu den Propheten ist in Miehlen zu sehen, auch eine Steinplatte, die zur Technik der Lithographie eingesetzt wird. Heiner Eberhardt führt zur Ausstellungseröffnung in Leben und Werk des 1887 in Russland geborenen Chagall ein. Das Abbilden der Realität untersagt dem jüdischen Künstler der Glaube. Das umgeht er etwa durch anatomische Unmöglichkeiten. heiner_eberhardt

1941 zieht Chagall nach Paris, findet während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht im amerikanischen Exil, kehrt 1947 nach Frankreich zurück und gründet 1950 im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence eine neue Heimat. Eberhardt arbeitet anschaulich die Details und Feinheiten von Chagalls biblischen Werken heraus, die sich beim reinen Betrachten kaum auf Anhieb erschließen. So wird etwa die Geschichte von „David und Bathseba“ aus dem Buch Samuel zu einer eindrucksvollen Schilderung menschlicher Empfindungen und Erkenntnisse zwischen Schuld, Buße und Erlösung, die in Gesichtern, Farbgebung und Symbolen zum Ausdruck kommt.

Chagall3Werke2Auch Chagalls Glaubensbild kommt im Vortrag immer wieder zur Geltung. 500 Bibelbilder finden sich im französischen Nationalmuseum „Biblische Botschaft“ in Nizza, Chagalls größte Fensterbilder in der katholischen Stephanskirche in Mainz, die er mit über 90 Lebensjahren noch schuf, bevor er 1985 starb. Eine Überzeugung des Künstlers: „Wenn die Menschen aufmerksamer die Bibel lesen würden, fänden sie dort die Schlüssel zum Leben.“ Über die Werke Chagalls liest sie sich jetzt in Miehlen noch etwas anschaulicher. Davon ließen sich auch die Gäste der Vernissage überzeugen.

 „Die Bilder können uns gerade in der dunklen Jahreszeit Licht in die Herzen bringen“, erklärte Landrat Günter Kern zur Eröffnung. Kern erinnerte an die Verbindung des Kreises zu Chagall, denn dessen zweite Heimat sei die Partnerstadt Lahnsteins. Chagall lebe in vielen bekannten Städten der Welt weiter, „umso erfreulicher, wenn seine Werke jetzt mitten im Rhein-Lahn-Kreis zu sehen sind“. Das freute auch Ortsbürgermeister Ernst-Georg Peiter, der von der Gemeinde noch eine Finanzspritze für die Ausstellung mitgebracht hatte. Gemeindepfarrer Harald Peter Fischer dankte allen, die durch Engagement und Spenden die Chagall-Woche ermöglicht haben und freute sich darauf, wie Heiner Eberhardt in dieser Woche die Besucher von Schülern über Konfirmanden bis zum Seniorenkreis auf den Pfad Chagalls führen wird.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Chagall-Woche in Miehlen: Konzert in der Kirche „Gott schenkt uns Sonne“ (Mittwoch, 22. November, 20 Uhr), sowie Vorträge Eberhardts „Der Weg in das gelobte Land“ (Donnerstag, 23. November, 19.30 Uhr) und „Denn er hat seinen Engeln befohlen – Engel bei Chagall“ (Freitag, 24. November, 20 Uhr). Am Samstag, 25. November, gibt es um 16 Uhr einen Workshop für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur Ausstellung und um 19.30 Uhr einen Liederabend mit jüdischen Liedern mit Odelia Lazar am Akkordeon. Die Woche endet mit einem Gottesdienst am Sonntag, 26. November, 10 Uhr, zum Thema „Umkehr fängt im Herzen an“. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 15 bis 18 Uhr, öffentliche Führungen gibt es um 17 Uhr, Schulklassen und andere interessierte Gruppen können die Ausstellung am Vormittag besuchen. Anmeldungen und Infos unter Telefon 06772/5606. (bcm)

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