R?tselraten um Malerei geht weiter

Denkmalpflege: Abbildung von König Salomo und Königin von Saba nicht auszuschließen

thumb1_malerei1RHEIN-LAHN. (20.November) „Wenn es sich bei den auf den Gemälden dargestellten Personen um König Salomo und die Königin von Saba handelt, ist das schon eine besondere Entdeckung“, sagt Pfarrer Bernd A. Ohlow. Der Holzhausener Gemeindepfarrer übte sich seit Monaten im Rätselraten, um die Gesichter auf den jetzt frei gelegten Emporentafeln zuzuordnen. Bei einem Ortstermin schloss auch Dr. Alexandra Fink, Sachverständige des Landesamtes für Denkmalpflege in Mainz, eine These nicht aus, dass es sich auf den etwa 250 Jahre alten Gemälden um die biblischen Regenten handeln könnte: „Krone, Gewänder und der Vorhang unterstützen die Vermutung, auszuschließen ist es jedenfalls nicht.“

 

Die beiden Regenten werden meist mit bestimmten Symbolen dargestellt. Dazu zählen ein Spruchband der Königin von Saba ebenso wie die Krone und eine Schriftrolle des Königs Salomo, die auf den freigelegten Gemälden zu erkennen sein könnten. Deutlich zu sehen ist dies aber auch jetzt noch nicht. „Würden die Tafeln links von der Kanzel auch noch freigelegt, könnte das natürlich weitere Rückschlüsse auf die dargestellten Personen ermöglichen“, sagt Hans-Georg Lange von der Bauabteilung der Kirchenverwaltung in Darmstadt, der ebenso wie der Gemeindepfarrer und Architekt Christof Heil sowie Bauverwaltungsmitarbeiter Joachim Bay die fertige Freilegung begutachtete.

thumb1_sabaVor drei Jahren wurde die Kreuzkirche restauriert. Damals überlegte der Kirchenvorstand auch, was mit den Feldern entlang der Empore passieren soll, unter denen die Restauratoren bei Proben leuchtende Farben ausgemacht hatten. Um alle 34 Felder freizulegen, fehlte der Gemeinde das Geld. Etwa 5000 Euro kostet die Restauration eines Feldes. Die ältesten und bedeutendsten Malereien vermutete der Kirchenvorstand über dem Altar. Deshalb wurde auch dort mit dem Freilegen begonnen. Am Erntedankfest waren alle Bilder freigelegt.

 Zu den 25000 Euro Gesamtkosten gab das Landesamt für Denkmalpflege 3000 Euro, die Landeskirche 5000 Euro. Den Rest hat die Kirchengemeinde zu schultern. „Wir hoffen, dass auch über den Förderverein noch etwas Geld zusammenkommt.“, so der Gemeindepfarrer. Die Kirchen werden in der Regel alle 30 Jahre renoviert, so dass die Farbschichten, die von den Feldern entfernt wurden, Bilder zum Vorschein brachten, die kurz nach dem Bau der Kirche im Jahr 1765 angefertigt worden sein dürften. Der Künstler der rätselhaften Werke ist ebenfalls unbekannt. „Früher sind viele fahrende Maler unterwegs gewesen, die sich immer dort aufgehalten haben, wo sie vom Bau einer Kirche erfahren haben“, erklärt Hans-Georg Lange. Die Kirche selbst ist zumindest das Werk der damaligen Bevölkerung gewesen, wie Pfarrer Ohlow den Chroniken entnommen hat.

 Die biblisch-qur´anische Geschichte von der Königin von Saba und König Salomo ist den Gläubigen der monotheistischen Weltreligionen bekannt. Einst zog die schöne und kluge Königin aus, um den berühmten und weisen König Salomo zu besuchen. Sie prüfte seinen Intellekt und seine Weisheit. Ausgrabungen in Südjemen (das einstige Land der Königin) zeigen die Existenz eines solchen Volkes und geben Hinweise auf die Reise der Herrscherin nach Jerusalem etwa 1000-950 vor Christus. Die Begegnung zwischen den beiden Regenten wird im Koran und in der Bibel im „Buch der Könige“ erläutert. In christlichen Quellen finden sich Dutzende von Rätseln, die die Herrscherin aus der Wüste dem weisen König Salomo stellte. Eines der bekanntesten: Die Königin zeigte Salomo zwei Rosen, die sich täuschend ähnlich sahen. „Welche ist die echte, welche die künstliche?“, fragte sie. Salomo ließ Bienen in den Raum bringen und beobachtete, auf welcher Blüte sie sich niederließen. Ob sich das Rätsel um die abgebildeten Personen in der Kreuzkirche ebenso zweifelsfrei lösen lässt, bleibt dagegen offen. (bcm)

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