Das Leben wahrnehmen

thumb_1todundleben„Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ So lautet die Losung zum heutigen Osterfest aus Offenbarung 1, Vers 18. Das zeigt auch der Blick durch das Fenster der Trauerhalle in Miehlen: Hinter Kreuz und Blut scheint ein Licht, das die Finsternis erhellt. Einige Gedanken darüber, wie Tod und Leben in der heutigen Mediengesellschaft wahrgenommen werden, finden Sie im folgenden Beitrag.

Karfreitag und Ostern. Tod und Leben. Lohnt es, – wenn überhaupt – nur einmal im Jahr darüber nachzudenken? Ja, das Leben liegt uns näher, aber nehmen wir das auch wahr? Der Tod? Er ist in unserer Fun-Gesellschaft zum Tabuthema geworden, eine Schlagzeile allenfalls, die kaum über einen Tag hinaus als Gesprächsstoff dient! Das mag sich auch in den mit Schokolade prall gefüllten Verkaufsregalen, den gut besuchten kirchlichen Osterfeiern und immer dünner besetzten Karfreitagsgottesdiensten ausdrücken. Und auch mir ist der Blick auf ein Kreuz, das als Schmuckstück beim Tanzen in Bewegung gerät, lieber als der auf ein Kreuz, das an der Straße an einen jungen Verkehrstoten erinnert.

Dass Leben aber keine Selbstverständlichkeit ist, merken wir häufig erst, wenn unerwartet Leid das Leben aus der Bahn wirft. Da trauert eine Frau um den viel zu früh verstorbenen Partner, da schockiert der völlig unerwartete Tod eines Freundes, der mitten aus dem Leben gerissen wird, da bangen oder beten Eltern um das Leben des unschuldigen Kindes auf der Krebsstation – vergeblich. Manches Leid macht sprachlos, die Suche nach erklärenden Worten scheint so sinnlos wie eine Erklärung dafür, warum ein unschuldiger Jesus von Nazareth am Kreuz stirbt. Und nicht zuletzt angesichts zunehmender, vermeintlich unbeeinflussbarer Naturkatastrophen kommt uns schnell die Frage in den Sinn: „Warum lässt Gott das zu?“

Warum lässt Gott das zu? Seit ich mit Konfirmanden ein Presseprojekt zu Karfreitag und Ostern gemacht habe, stelle auch ich mir diese Frage häufiger. Wir haben recherchiert, gelernt, genau hinzuschauen, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was „man“ sagt oder schreibt, sondern zu fragen, wer, was, wann, wo und warum sagt. Und deshalb frage auch ich mich jetzt immer wieder: Warum lässt Gott das zu, dass ich die Sonne genießen und über das schlechte Wetter schimpfen darf, dass ich eine Arbeit habe, mich bewegen kann, meinen Kindern und der Natur beim Wachsen zuschauen darf, liebe Menschen um mich weiß und kennen lerne, satt zu essen habe, dass ich jede Sekunde atmen darf?

Ostern ist nicht nur das Leben nach dem Tod, die Auferstehung Christi, die wir mit jedem Sonntag feiern, Ostern ist auch jeden Tag im Diesseits zu erleben. Junge Journalisten lernen, mit offenen Augen und Ohren unsere Welt wahrzunehmen; nicht nur Tod und Leid, die uns viel leichter und öfter ins Auge fallen als das Leben und die Freude, die uns Christen mit Ostern geschenkt wurde. Das Leben wahrnehmen – das müssen auch wir Erwachsenen immer wieder neu lernen, die Dankbarkeit für jeden Moment, in dem Gott uns durch andere Menschen Liebe, Trost, Anerkennung und Freude schenkt oder einfach nur seine schützende Hand über uns hält – warum auch immer… Bernd-Christoph Matern

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