Propst Rink vor Synode: Kein R?ckzug aus der Fl?che

Perspektiv-Papiere der evangelischen Kirche für 2025 und 2030 Thema in Frühjahrstagung

thumb_1synode1RHEIN-LAHN/WELTEROD. „Es soll keinen Rückzug der Kirche aus der Fläche geben“, erklärte Dr. Sigurd Rink, Propst für Südnassau, als er jetzt vor der Synode des evangelischen Dekanates St. Goarshausen über die Perspektiv-Papiere der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) referierte. Beide Kirchenebenen hätten demnach kein Interesse daran, es in den nächsten zwei Jahrzehnten Banken, Post oder Schulen nachzutun, die aus vielen Landgemeinden verschwunden seien, erklärte Rink in der Frühjahrstagung der Synode im Bundeshaus in Welterod.

Das Mitglied des Leitenden Geistlichen Amtes der Landeskirche stellte den Synodalen Eckpunkte des EKD-Papieres „Kirche der Freiheit“ und der EKHN-Initiative „Perspektive 2025“ vor. „Im Jahre 2030 ist die evangelische Kirche nahe bei den Menschen. Sie bietet Heimat und Identität an für die Glaubenden und ist ein zuverlässiger Lebensbegleiter für alle, die dies wünschen“, zitierte Rink eines der zwölf so genannten „Leuchtfeuer“, mit denen die EKD-Schrift ins Jahr 2030 vorausschaut. Dies sei ein hoher Anspruch und könne nicht bedeuten, dass wie heute teilweise in Ostdeutschland nur ein Pfarrer für zehn bis 20 Kirchengemeinden zuständig sei.

Und auch die Szenario-Gruppen, die zurzeit ein Perspektiv-Papier für die hessen-nassauische Landeskirche im Jahr 2025 entwerfen, seien sich einig, dass Kirche auf dem Land ein starker Faktor sei und Heimat schaffe, was freilich auch Konsequenzen auf Pfarrstellenplan und -bemessung haben müsse. Rink: „Wenngleich jeder sein Scherflein zur erforderlichen, demographisch bedingten Einsparung beitragen muss, wird sich die evangelische Kirche doch an diesem Anspruch messen lassen müssen.“ So werde beispielsweise im Prozess über ein neues Zuweisungsgesetz der EKHN auch über die Erhöhung der Flächenbemessung nachgedacht. Konkret gebe es den Vorschlag, den Faktor „Fläche“ bei der Zuweisung von Kirchensteuermitteln von zehn auf 20 Prozent zu erhöhen. Man könne im Kirchengebiet nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. „Es ist ein riesiger Unterschied, ob man von einem Dekanat St. Goarshausen oder in Frankfurt spricht“, so Rink.

thumb_1synode2Das bedeute gleichzeitig, mehr Verantwortung in die Region zu verlagern. Auch eine Qualitätsstärkung von Haupt- und Ehrenamt durch verpflichtende Fortbildungen sei angedacht. Wie ein „roter Faden“ ziehe sich die Reduzierung der Anzahl an Dekanaten durch das Diskussions-Papier. Sowohl der Perspektiv-Prozess als auch das neue Zuweisungsgesetz befinden sich derzeit noch in der Beratungsphase.

Mit Genugtuung reagierten die Synodalen auf Rinks Vortrag, wenngleich sie Kritik am geplanten Zuweisungsgesetz äußersten. So gebe es beispielsweise nur eine Gemeinde im Dekanat, die der dort genannten „Mustergemeinde“ mit 1800 Mitgliedern entspreche, alle anderen hätten wesentlich weniger Mitglieder. „Lassen sie uns mit der Umsetzung der Zukunftsperspektive was die Unterstützung der Landgemeinden anbelangt, also schnell beginnen“, so Dr. Ulrich Werner (Miehlen). Landessynodaler Dieter Zorbach (Bornich) forderte, die „fachliche Kompetenz“, sprich die Pfarrer, auf dem Land zu halten. Zur Anzahl der Dekanate erklärte er: „Wenn in Frankfurt eines der vier Dekanate wegfällt, merken das die Menschen gar nicht, für uns ist es die Organisationsbasis der Kirchengemeinden.“

Und während Reinhold Lang (Kaub) eine Reduzierung der übergemeindlichen Pfarrstellen zugunsten der Gemeindepfarrstellen einforderte, lobte Pfarrerin Barbara Helling (Nochern) angesichts dessen, dass den Pfarrern im EKD-Papier immer mehr Qualität und Aufgaben abverlangt würden, gerade die Profilstellen. „Gut, wenn ich Fachleute habe, die mich unterstützen; allein könnte ich das, was da verlangt wird, nicht mehr leisten.“

 Die Vorsitzende der Synode, Anja Gemmer, wies die Synodalen auf ein Schreiben des Dekanatssynodalvorstandes an die Kirchenleitung im Rahmen des Anhörungsverfahrens zum neuen Zuweisungsgesetz hin. Darin wurden die von den Kirchengemeinden und dem DSV vorgebrachten Bedenken und Anregungen zur Erneuerung des EKHN-Zuweisungssystems zusammengefasst. Dort wird unter anderem die Informationspolitik zum neuen System kritisiert, vor einer Überforderung der Laiengremien durch ein Mehr an finanzieller Verantwortung gewarnt, und dazu aufgefordert, Richtgrößen und Budgetierung nicht an landesweiten Durchschnittswerten zu orientieren, sondern an den tatsächlichen Verhältnissen vor Ort. (bcm)

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