Altkirchenpräsident Helmut Spengler mahnt gemeinsames Abendmahl an
RHEIN-LAHN/HOLZHAUSEN. (2.November) Altkirchenpräsident Helmut Spengler hat vor einer Gesellschaft gewarnt, in der Menschen nur nach ihrer Leistung und ihrem Verdienst beurteilt werden. „Die Menschenwürde ist weder vom Verdienst noch von Euros oder dem Ansehen einer Person abhängig“, sagte der ehemalige Leitende der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in einer Festpredigt zum Reformationstag in der evangelischen Kreuzkirche in Holzhausen.
Der Begriff „Verdienst“ sei im Jahr 2006 sehr häufig bemüht worden. Globalisierung, Sozialabbau und „Unterschichten“ verängstigten die Gesellschaft. „Das Leid der Menschen hat auch Martin Luther nicht ausgeblendet“, so Spengler. Ihm sei es aber zuallererst um die Menschenwürde gegangen, die nicht von eigenen Werken abhängig ist. „Sie kann man nicht an Leistung und Pisa-Studien festmachen“, so Spengler. Die Gerechtigkeit Gottes sei Liebe, und Jesus habe von dem „religiösen Leistungssystem“ befreit, gegen das Luther seinerzeit mit seinen Thesen ankämpfte.
Er habe in seiner Amtszeit immer wieder ein angenehmes und von gegenseitigem Respekt geprägtes Miteinander der Religionen und Konfessionen erlebt, erklärte Spengler. Allerdings gebe es auch heute noch gute Gründe, evangelisch zu sein. Die Verweigerung der gemeinsamen Eucharistie etwa, mit der die katholische Kirche Menschen vom Abendmahl ausschließe, die Vergebung suchen. Oder auch die Benachteiligung von Frauen im Priesteramt, die Unterwerfung der Priester vor Bischof und Papst sowie dessen Anspruch, Stellvertreter Christi und Nachfolger von Petrus zu sein, seien immer noch Hindernisse auf dem Weg zur einen christlichen Kirche.
„Das darf uns nicht hindern, unsere katholischen Schwestern und Brüder lieb zu haben“, so Spengler, aber es bekräftige den Slogan der hessen-nassauischen Landeskirche „Evangelisch aus gutem Grund“. Spengler predigte während des Reformationsgottesdienstes, zu dem das evangelische Dekanat St. Goarshausen nach Holzhausen eingeladen hatte.
Dekanatskantor Markus Ziegler, der Männergesangverein Holzhausen unter Leitung von Helena Germonie und der Posaunenchor Obertiefenbach unter Leitung von Erhard Marx sorgten dabei für die musikalische Umrahmung. Im Anschluss an den Gottesdienst hatten die Besucher Gelegenheit, sich während eines Empfangs im evangelischen Gemeindehaus noch länger über Spenglers Thesen auszutauschen und zu diskutieren. (bcm)
