DIEZ/RHEIN-LAHN. „Wichtig ist allein, mit Christus verbunden zu sein.” Das sagte jetzt Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch, als sie in der evangelischen Jakobuskirche in Diez die Wanderausstellung „Krone, Brot und Rosen“ eröffnete, die an das Leben und Wirken der heiligen Elisabeth von Thüringen erinnert. In diesem Jahr würde die Frau des Landgrafen Ludwig IV von Thüringen, die dem Hochadel den Rücken kehrte und sich zum Ende ihres kurzen Lebens Armen und Kranken zuwendete, 800 Jahre alt. Auf 30 Ausstellungstafeln wird auf das ungewöhnliche Leben Elisabeths, die nur 24 Jahre alt wurde, noch bis zum 13. Mai hingewiesen.
„Verpassen wir nicht die Chance, in den Geringsten Jesus Christus selbst zu begegnen?“ Mit dieser Frage knüpfte die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Cordelia Kopsch, in ihrer Eröffnungsrede an die Vorbildfunktion, die Elisabeth auch für die heutige Gesellschaft noch hat, wenn es etwa darum gehe, würdevoll mit Kranken, Alten und Sterbenden umzugehen. Auch die Entwicklungshilfe könne sich an Elisabeth orientieren, indem sie langfristig angelegt sei. „Das ist mindestens so wichtig wie direkte und spontane Spendenbereitschaft.“
Kopsch hatte zuvor die wichtigsten Lebensstationen Elisabeths in ihrem Vortrag beschrieben, von der behüteten Königstochter zur mächtigen Landgräfin bis zur Abwendung von Besitz und Ansehen und der Hinwendung zu Kranken, Armen und Pflegebedürftigen. Ihre bedingungslose Nachfolge Jesu, ihr Einsatz für die Bedürftigen bis zur Aufgabe der Privatsphäre sei für heutige Menschen unvorstellbar. Die Ausstellung rege zum Nachdenken über die eigene Position zu Gott und den Menschen an und fordere dazu auf, das Leid der anderen in den eigenen, begrenzten Blick aufzunehmen.
Dekan Hans-Otto Rether konnte unter den Besuchern der Ausstellungseröffnung auch Landrat Günter Kern begrüßen. Dieser nannte in seinem Grußwort die Heilige als Vorbild für die Unterstützung Hilfsbedürftiger eine Identifikationsfigur für Protestanten und Katholiken gleichermaßen. Das Freiendiezer Gotteshaus war entsprechend des Ausstellungstitels mit Rosen, Brot und einer Krone stilvoll geschmückt. Für die musikalische Umrahmung der Eröffnung sorgten Renate Samrock (Fagott) und Christoph Hinz (Klavier).
Elisabeth von Thüringen wuchs als Tochter des Königs von Ungarn am glanzvollen Hof der Landgrafen von Thüringen auf und gab sich der Liebe zu den Nächsten in ihren letzten Lebensjahren in Marburg hin. Ihr Leben stellt einerseits einen Spiegel der Zeit, andererseits die vollkommene Abkehr von einem vorgezeichneten Lebensweg in der Hinwendung zu Christus dar, den sie in den Armen, Kranken und Einsamen fand. Die Begriffe Krone, Brot und Rosen spiegeln sich im Konzept der Ausstellung wider. Während das erste Drittel der Ausstellungstafeln Elisabeths Herkunft und Lebensweg nachzeichnet, ist der zweite Teil ihrem unmittelbaren Wirken, ihrer Heiligsprechung und der Verehrung in vorreformatorischer Zeit gewidmet. Die letzte Abteilung stellt Elisabeths Nachwirken bis in die Gegenwart dar.
So holt die modern und zeitgemäß gestaltete Ausstellung Elisabeth vom Sockel der Heiligenverehrung, um sie als Mensch wahrzunehmen, der für viele aktueller Fragen erstaunliche Antworten parat hat. Elisabeths fröhliche, manchmal unbekümmerte Spiritualität, gepaart mit Weisheit und Tatkraft, können ansteckend wirken. Junge und alte Menschen, historisch und geistlich Interessierte, Gläubige und Zweifler will die Erinnerung an Elisabeth erreichen, bewegen und zu eigenem Handeln anregen.
Öffnungszeiten der Ausstellung sind Montag bis Freitag, 17 bis 20 Uhr. Führungen sind jeden Abend 19 Uhr, möglich. Anmeldungen und Informationen, auch für interessierte Gruppen unter Telefon 06432/910350. Weitere Veranstaltungen zur Ausstellung: Konzert zum Elisabethjahr am Samstag, 5. Mai, 19 Uhr. Mitwirkende sind die Nassauische Kantorei, Capella Jacobi und Solisten. Die musikalische Leitung hat Dekanatskantor Martin Samrock. Einen Tag später, am Sonntag, 6. Mai, 10 Uhr, steht die Ausstellung im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Der Organisator der Ausstellung, Dr. Jürgen Römer, referiert über das Leben und Wirken der Elisabeth von Thüringen am Mittwoch, 9. Mai, 19 Uhr. (bcm)
