RHEIN-LAHN/MIEHLEN. Im Rahmen einer Vortragsreise mit dem Thema „Israels aktuelle Lage im Licht der Bibel“ machte der Journalist Ludwig Schneider aus Jerusalem Station in Miehlen. Im Evangelischen Gemeindehaus hielt er einen Vortrag, der die politische und gesellschaftliche Lage Israels und der Palästinenser in einem völlig anderen Licht darstellte, als man es sich geprägt durch Presseberichterstattungen gemeinhin vorzustellen vermochte.
Der Referent stellte sich als messianischer Jude vor, ein Jesusgläubiger Jude also, geboren 1941 in Magdeburg. Die Eltern waren deutsche Juden, überzeugte Deutsche in Ansichten und Tradition. Die Familie überlebte den Holocaust unversehrt, weil sie in Quedlinburg von einer Evangelischen Küsterfamilie versteckt wurden, musste dann aber nach dem Krieg wegen drohender Verschleppung nach Sibirien vor den Russen fliehen und kamen so 1950 ins Rheinland. Nach seiner Hochzeit vor 44 Jahren ging er mit seiner Frau nach Israel in einen Kibutz. Schneider wurde Journalist, Kriegsberichterstatter, wurde Mitarbeiter im Verlag „Israel heute“, der sich inzwischen zu einer Rundfunk- und Fernsehstation weiterentwickelt hatte. Das Ehepaar Schneider hat 5 Kinder und 19 Enkel.
Ludwig Schneider legte großen Wert auf die Darstellung seiner Biographie, „um verstehen zu können, was ich heute zu sagen habe“. Direkt zu Beginn seines Vortrages forderte er die Juden in Deutschland auf, „einen Strich unter die Vergangenheit zu setzen, sie nicht immer wieder zurückzuholen, den Blick nach vorne zu richten“. Die israelischen Juden würden auch nur in die Zukunft blicken, und das Verhalten der Juden in Deutschland schade ihren israelischen Glaubensbrüdern. Neben ihnen gäbe es eine Fülle von anderen Religionen in friedlicher Koexistenz, „genau so wie in meiner eigenen Familie“.
Das Land befinde sich in einem „unglaublichen Aufbauprozess“, was es zu den 3 Investmentsichersten Staaten gemacht habe. Landwirtschaft, Industrie, Tourismus, Wissenschaft und Bildung, sowie das Sozialwesen wären äußerst leistungsfähig und garantierten ein sicheres Leben, wenn man es von Außen zulasse. Die ständigen Versuche, Israel zu vernichten, der erste bereits 14 Minuten nach der Staatsgründung am 14. Mai 1948, wären bisher alle fehlgeschlagen. „Aber Israel lebt!“ Das sei kein Zufall, sondern gottgewollt, ging Ludwig Schneider auf die biblische Prophezeiung des Schicksals des Jüdischen Volkes ein.
Mit einigen entsprechenden Zitaten des Propheten Ezechiel (Hesekiel) begründete er ein künftiges, friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern in Israel als der „biblischen Heimat der Juden“. Eine biblische Verheißung sei gerade dabei sich zu erfüllen, nämlich die Rückkehr der Juden aus allen Ländern dieser Erde, speziell aus den osteuropäischen Staaten. Zionismus bedeute Heimkehr der Juden, die Zionisten als Handlanger Gottes, die die Verheißung ausführen würden. Man müsse nun nicht mehr glauben, man könne die Erfüllung der Verheißung sehen und begreifen. Gott benutze die Zionisten zur Vollendung seines Werkes, lasse in Israel neues Leben entstehen.
Die Palästinenser wären gemäß der biblischen Verheißung in Zukunft Freunde und stünden den Bürgern Israels gleich. Alle werden in einem Staat leben. Nicht die Zweistaatlichkeit, wie sie vom Westen diskutiert werde, sei das Ziel, sondern der Gottgewollte eine Staat Israel. Dieser Weg sei vorgegeben, wenn auch zurzeit die Palästinenser noch das eigentliche Problem wären, vergleichbar mit dem gordischen Knoten. Fatah und Hamas wären sich in ihrer Wahl der Mittel uneinig, wollten aber Israel vernichten. Israel als Mitglied der UNO werde weltweit als einzigem Land die Existenzberechtigung abgesprochen. Schneider verteidigte daher den Zaun und die Mauer, weil seit ihrer Errichtung keine Terroranschläge mehr ausgeübt worden wären im Gegensatz zu täglich 13 davor während der Indifada.
Im Libanonkrieg allerdings habe die israelische Regierung „böse versagt“, wenn auch „tausende Raketen der Hisbollah auf Israel der Anlass gewesen sind.“ Trotz dieser Probleme aber werde sich die Prophezeiung erfüllen, „Juden und Palästinenser werden in dem einen Staat Israel friedlich zusammen leben.“ Leider waren am Ende dieses hoch interessanten, zugleich auch provokativen Vortrags, nur wenige Fragen zugelassen. Dringend nötig aber wäre eine Diskussion gewesen, denn die Interpretationen der Bibelzitate durch Schneider verlangten geradezu nach entsprechenden Kommentierungen. Für näher Interessierte sei die Internet-Webseite www.israelheute.com empfohlen. (Norbert Schmiedel)
